Entstehungsgeschichte

Am Anfang stand die Frage, ob es einfachen Fussballfans möglich wäre, ein Interview mit einer prominenten Person aus dem Fussballbereich zu führen. Wir versuchten es bei Christoph Daum, der die Frage eindeutig mit »Ja« beantwortete. Er ermöglichte den ersten Interviewtermin unseres Lebens im März 1990.

Interview mit Jupp HeynckesIn uns erwachte der Sportsgeist, und wir überlegten, ob so etwas auch mit Jupp Heynckes, damals Trainer beim FC Bayern München, möglich sein würde. Auch hier wiederum ein eindeutiges »Ja«. Dieses Interview fand Anfang Mai 1990 statt.

Bei unserem nächsten Zusammentreffen lernten wir Stephan Roth kennen, der damals Mitarbeiter der Geschäftsstelle des FC Bayern war. Mit seiner Hilfe erhielten wir zunächst die Möglichkeit, wann immer wir Lust hatten, im Olympiastadion Spiele zu besuchen und dies ohne eine Begleitperson, was für uns von grosser Bedeutung war. Dabei hatten wir auch gelegentlich die Möglichkeit, hinter die Kulissen des FC Bayern zu blicken.

Irgendwie entstand die Idee, blinden und sehbehinderten Bayernfans speziell aufbereitete Informationen anzubieten. Eine Art Zeitschrift auf Kompaktkassette zu erstellen, war die preisgünstigste und praktikabelste Lösung.

Fanclub SehhundeWir wollten versuchen, einen Bayernfanclub für Blinde und Sehbehinderte zu gründen, dessen Mitglieder die Tonbandzeitung als internes Clubmagazin erhalten würden.

Zunächst musste ein Name her, der durch ein einprägsames Wortspiel Interesse weckte. Ausserdem hätten wir gern ein Wappentier gehabt, zu dem der Name passen sollte.

Was lag näher, als sich genauer mit dem Sprachgebrauch betroffener Menschen zu befassen? Schnell wurden wir an der Staatlichen Schule für Blinde und Sehbehinderte fündig. Um die einzelnen Gruppen von einander zu unterscheiden, bezeichneten die Schüler die Blinden als »Blindschleichen« und die Sehbehinderten als »Seehunde«.

Daraus folgte die Überlegung, dass die Wahl auf eines dieser beiden Tiere fallen würde. Da ein Seehund in der Öffentlichkeit mehr Sympathie als eine Blindschleiche haben würde und diese überdies bildlich wesentlich schlechter darzustellen wäre, entschieden wir uns für den Seehund. Damit niemand das Projekt für eine Naturschutzinitiative halten konnte, wurde er, gemäss der Farben des FC Bayern, rot-weiss gestaltet. Um die besondere Situation des Fanclubs zu unterstreichen, erhielt der Seehund die Blindenbinde mit den drei schwarzen Punkten. Das Projekt erhielt den Namen »Fanclub Sehhunde«, wobei wir uns bewusst für diese Schreibweise entschieden haben.

Um das Ganze abzurunden, gaben wir der Zeitschrift den Namen »Blickpunkt FC Bayern«.

Projekte und Meilensteine

  • 1991 Gründung des Fanclubs Sehhunde als Bayern-Fanclub und Versand der ersten Clubzeitung
  • Fanclub SehhundeFanclub Sehhunde1992 Ausrichtung des 1. Fanclubtreffens zum Kennenlernen; Durchführung im Anschluss circa einmal jährlich an wechselnden Orten
  • 1994 Aufgrund der Mitgliedschaft zahlreicher Fans anderer Vereine Umwandlung des Bayern-Fanclubs in einen allgemeinen Fußballfanclub für Blinde und Sehbehinderte
  • 1999 Auf Initiative von Bayer 04 Leverkusen gemeinsame Konzipierung der ersten Plätze für Blinde und Sehbehinderte mit einer speziellen Live-Reportage (Blindenreportage) in einem Stadion
  • 2003 Beginn der Planung und Umsetzung von Plätzen mit Blindenreportage für die Weltmeisterschaft 2006 mit dem Organisationskomitee
  • 2006 Erstmaliges und flächendeckendes Angebot einer Blindenreportage bei einem internationalen Turnier
  • Fanclub Sehhunde
    Foto: Gusner (SHFV)

    2007 Aus dem Fanclub Sehhunde wird der mildtätige Verein Fanclub Sehhunde, Fußball-Fanclub für Blinde und Sehbehinderte e. V.

  • 2007 Ausrichtung des ersten Fortbildungsseminars für die Reporter an den Blindenplätzen; danach jährliche Veranstaltung der Deutschen Fußball-Liga (DFL)
  • 2008 Unterstützung der Organisatoren der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz bei der Auswahl der Reporter für die Blindenreportage und Beteiligung bei der Ticketvergabe
  • 2008 Berufung in das neu gegründete Kompetenzteam zur Erarbeitung eines Leidfadens für Barrierefreiheit in den Stadien durch die DFL
  • 2009 Teilnahme am Kongress von FSI (Football Supporters International)
  • 2011 Unterstützung des Organisationskomitees für die Frauen-Weltmeisterschaft bei der Umsetzung von Blindenplätzen
  • 2011 Teilnahme an einer Tagung von CAFE (Center Access Football Europe) und Beitritt zu dieser europäischen Interessenvertretung für Fußballfans mit Behinderung
  • 2014 Teilnahme an einem Kongress führender Fanorganisation zum Einstieg in die Auseinandersetzung mit fanpolitischen Fragestellungen
  • 2014 Beitritt zur BBAG (Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft)
  • 2016 Sammeln und Weiterleiten von Kritiken zur Audiodescription bei Fußballübertragungen im TV an die entsprechenden Stellen zur Qualitätssicherung
  • 2018 Erarbeitung einer für blinde Fans verständlichen Taktikanalyse in Schriftform mit dem Team Footballyse
  • 2018 Start des Projektes Fußball anderssehen – mehr erleben« zur Information aller an der Veranstaltung eines Fußballspiels beteiligten Gruppen über die Bedürfnisse blinder Stadionbesucher.